
Ein Recherche-Newsletter von
RQ ELEMENTS.
Komplexes verständlich erklärt. Wöchentlich ein zentrales Gesellschaftsthema, ohne Drama und Noise. Nur das gefilterte Signal. Am Wochenende ein Impuls für mehr Gelassenheit im digitalen Chaos.
Damit du mitreden kannst,
fokussiert und ruhig bleibst ✊
🤓 Darum geht’s heute
Hi und willkommen zu dieser neuen Ausgabe von standby. Wusstest du, dass für die Gewinnung von nur einer Tonne Lithium, genug für etwa 100 E-Auto-Akkus, bis zu 900.000 Liter Wasser benötigt werden? Das ist eine Zahl, die zunächst nachdenklich macht und zeigt:
Der Weg in eine saubere Zukunft hat seine eigenen Kosten. Die Debatte ist oft laut und polarisiert - aber wir schauen heute leise und analytisch dahinter.
Das gibt es zu lernen:
Warum „grüne“ Technologien einen neuen Rohstoffhunger auslösen.
Wie die Umwelt- und Sozialbilanz von Lithium und Kobalt im Vergleich zu Öl und Kohle wirklich aussieht.
Warum die Lösung nicht Perfektion, sondern die Wahl des geringeren Übels und ständige Verbesserung ist.
⚖️ Kritische Rohstoffe vs. Fossile Brennstoffe
Wir alle wollen eine saubere Zukunft. Weniger CO₂, stabile Klimazonen, eine gesunde Umwelt. Die Antwort darauf scheint klar: E-Autos, Windräder, Solarpaneele. Doch jede dieser Technologien basiert auf Rohstoffen, die aus der Erde geholt werden müssen - oft mit erheblichen Folgen für Mensch und Natur.
Das führt uns zu einer zentralen, unbequemen Frage: Tauschen wir nur eine Art der Zerstörung gegen eine andere aus?
Fossile Brennstoffe
Auf der einen Seite steht die Welt der fossilen Brennstoffe. Öl, Gas und Kohle haben die globale Erwärmung befeuert, Ökosysteme zerstört und die Luft verpestet. Ihr Abbau hinterlässt riesige Narben in der Landschaft, wie etwa die Braunkohle-Tagebaue in Deutschland, die ganze Landstriche verschlingen. Die Verbrennung dieser Stoffe ist der Haupttreiber des Klimawandels - das ist wissenschaftlicher Konsens.
Die Energiewende
Auf der anderen Seite stehen die „kritischen Rohstoffe“ der Energiewende: Lithium für die Batterien unserer E-Autos und Energiespeicher, Kobalt für deren Langlebigkeit, Seltene Erden für die Magneten in Windkraftanlagen. Deren Abbau ist keineswegs sauber.
In der Atacama-Wüste in Chile, einer der trockensten Regionen der Welt, werden für die Lithium-Gewinnung riesige Mengen an salzhaltigem Grundwasser an die Oberfläche gepumpt, wo es in riesigen Becken verdunstet. Das senkt den Grundwasserspiegel und bedroht die Lebensgrundlage lokaler Gemeinschaften.
Der Abbau von Kobalt, der zu großen Teilen aus der Demokratischen Republik Kongo stammt, ist untrennbar mit katastrophalen Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit und Umweltverschmutzung verbunden. Flüsse werden durch Schwermetalle vergiftet, die Gesundheit der Menschen vor Ort wird massiv gefährdet.
🧐 Insiderwissen zum Thema
Die öffentliche Debatte vereinfacht oft stark. Schauen wir uns die Zahlen genauer an, ergibt sich ein differenzierteres Bild, das hilft, die wahren Dimensionen des Problems zu verstehen.
Lass uns mal reinzoomen in einen Vergleich zwischen fossiler und „grüner“ Rohstoffgewinnung, um die Fakten in eine neue Perspektive zu rücken:
Wasserverbrauch im Detail:
Während z.B. die bis zu 900.000 Liter Wasser pro Tonne Lithium dramatisch klingen, ist der Wasserverbrauch der Ölindustrie global gesehen um ein Vielfaches höher. Die Förderung und Raffinierung von Öl verbraucht und verschmutzt jährlich Hunderte Milliarden Kubikmeter Wasser. Das Problem beim Lithium ist nicht die absolute Menge, sondern die extreme lokale Konzentration in ohnehin schon wasserarmen Gebieten.
Landnutzung im Vergleich:
Nehmen wir nochmal Lithium als Beispiel. Ein Braunkohle-Tagebau in Deutschland kann über 20 Quadratkilometer beanspruchen, während die Lithiumgewinnung in Deutschland und global, auch bei großen Vorkommen, mit deutlich geringerem Flächenbedarf auskommt, besonders wenn moderne geothermische Verfahren eingesetzt werden. Dies macht Lithiumabbau im Vergleich zum Kohleabbau flächenmäßig wesentlich schonender für die Umwelt. Aber klar, dennoch führt auch der Rohstoffabbau für Batterien lokal zu gravierenden Eingriffen in empfindliche Ökosysteme.
CO₂-Bilanz über den Lebenszyklus:
Trotz der energieintensiven Batterieproduktion verursacht etwa ein E-Auto über seine gesamte Lebensdauer - inklusive Strom aus dem deutschen Mix - deutlich weniger CO₂ als ein vergleichbarer Verbrenner. Die Emissionen liegen bei 75-150 g CO₂ pro Kilometer für das E-Auto gegenüber 200–260 g CO₂ pro Kilometer für Benziner oder Diesel. Bei Nutzung von 100% Ökostrom sinkt der Wert für E-Autos fast auf null.
Das Recycling-Potenzial:
Der entscheidende Unterschied liegt in der Zukunft. Fossile Brennstoffe werden verbrannt und sind für immer verloren. Ihre Schadstoffe gelangen vollständig in die Atmosphäre und richten dort über Jahrhunderte Schäden an. Batterierohstoffe hingegen, wie Lithium und Kobalt, sind prinzipiell recycelbar. Die Recyclingquoten sind zwar noch niedrig, aber technologisch machbar und werden mit steigenden Rohstoffpreisen und gesetzlichem Druck zunehmen. Man rechnet etwa bei Lithium-Ionen Batterien mit Gesamtrückgewinnungsquoten von mehr als 90%. Das ist ein geschlossener Kreislauf im Aufbau, kein endgültiger Verlust.
Beispiel Windkraft 💨
Für mehr Kontext - und um uns die Schäden durch fossile Brennstoffe nochmal genauer anzuschauen - könnten wir auch direkt mal zum Thema Windkraft springen.
Für die Erzeugung von einer Kilowattstunde (kWh) Strom verursacht Windenergie im Durchschnitt nur etwa 17 Gramm CO2-Äquivalente, während bei der Stromerzeugung aus Öl etwa 771 Gramm CO2-Äquivalente pro kWh anfallen.
Das bedeutet, dass Öl fast 45-mal mehr klimaschädliche Treibhausgase pro gleicher Energiemenge ausstößt als Windenergie.
Zudem amortisiert sich die Energie, die für den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen benötigt wird, bereits nach einem halben Jahr Betriebszeit - danach produzieren sie sauberen Strom ohne weitere Emissionen über viele Jahre hinweg.
Öl hingegen verursacht während seiner gesamten Nutzung konstant hohe Emissionen. 🏭
Soziale Verantwortung:
Die Missstände im Kobalt-Abbau im Kongo sind real und gravierend. Gleichzeitig hat auch die Öl- und Gasindustrie eine lange Geschichte von Menschenrechtsverletzungen, Korruption und der Destabilisierung ganzer Regionen. Der Unterschied: Die Lieferketten für Batterierohstoffe sind neuer und stehen unter stärkerer öffentlicher Beobachtung, was den Druck für ethische Standards erhöht.
KURZES BREAK
Die Natur macht es vor:
Stärke braucht keinen Lärm.
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☝️ Warum es relevant ist
Es geht hier darum, die Herausforderungen der Energiewende anzuerkennen und vor allem aktiv anzugehen. Dabei helfen uns Fakten und saubere Informationen. Dieser Newsletter ist ein Mini-Beitrag dazu.
Wenn wir die Probleme beim Abbau von kritischen Rohstoffen ignorieren, schaffen wir neue Opfer und neue Umweltkatastrophen im Namen des Klimaschutzes. Zu verstehen, dass es keine perfekte, „saubere“ Lösung gibt, schützt einfach vor ideologischen Grabenkämpfen.
Es ermöglicht uns, bessere Fragen zu stellen: Wie können wir den Abbau sozial und ökologisch verträglicher gestalten? Wie können wir Recyclingquoten massiv erhöhen, um den Bedarf an neuem Abbau zu senken? Und wie können wir unseren Gesamtverbrauch an Energie und Ressourcen reduzieren? Denn das ist am Ende die wirksamste aller Maßnahmen.
Diese differenzierte Sicht macht dich zu einem mündigeren Teilnehmer an der Debatte und hilft dir, populistische Vereinfachungen zu durchschauen. Mir persönlich hat es bereits geholfen, selbst bei kontroversen Diskussionen in der Familie und im Bekanntenkreis ein paar Infos mehr zur Hand zu haben.
📖 Zum Stöbern
Lithium: Der globale Kampf um Macht und Souveränität - Kurzer aber guter Überblick über die globale Situation hinsichtlich Lithium.
Der neue Rohstoff-Rausch - Guter Überblick zu den benötigten kritischen Metallen für die Energiewende.
Buch: „Kobaltrot: Die Blutspur unseres Reichtums“ von Siddharth Kara - Eine schonungslose, aber wichtige Reportage über die Bedingungen im Kobalt-Abbau im Kongo, die die menschlichen Kosten unserer technologischen Welt aufzeigt.
Buch: Schockwellen von Claudia Kemfert - Das Buch zeigt, wie fossile Energien Konflikte, Abhängigkeiten und Krisen verschärfen, und plädiert eindringlich für eine schnelle Energiewende hin zu erneuerbaren Quellen als Schlüssel zu Sicherheit, Wohlstand und Klimaschutz. Zieht auch Vergleiche, wie hier im Newsletter, nur viel tiefer und umfassender. Top-Empfehlung!
Buch: Weltuntergang fällt aus von Jan Hegenberg - Hervorragende Lektüre, die mit Fehlinformationen zur Energiewende aufräumt. Ebenfalls eine Empfehlung!
👨💻 Narrative Super Prompt
Bevor wir zum Schluss kommen, hier noch ein hilfreicher Narrative-Prompt für dich. Du kannst diesen nutzen, um dir bei beliebigen politischen Themen selbst ein umfassenderes Bild zu machen. Damit bist du bestens gewappnet in einem Zeitalter der Fake News. Nutze den Prompt einfach in einem KI-Tool deiner Wahl (ChatGPT, Perplexity, Gemini, Claude, etc.). Viel Spaß damit!
THEMA = <setze hier das Thema ein>
Du bist ein Narrativ-Dekonstrukteur.
Analysiere das Thema [THEMA] anhand der in den Medien verbreiteten Narrative.
Aufgaben:
Identifiziere die drei dominanten Narrative, die aktuell im medialen Diskurs vorkommen.
Dekonstruiere jedes Narrativ entlang folgender Leitfragen:
- Akteure & Profiteure: Wer hat ein Interesse an diesem Narrativ, wer profitiert davon?
- Selektive Fakten: Welche Fakten werden hervorgehoben, welche bewusst oder unbewusst ausgeblendet?
- Emotionale Trigger: Welche Emotionen werden angesprochen (z. B. Angst, Hoffnung, Empörung, Stolz)?
- Implizite Annahmen: Welche Grundannahmen oder Weltbilder liegen diesem Narrativ zugrunde?
- Vergleiche die drei Narrative: Welche Gemeinsamkeiten, welche fundamentalen Unterschiede bestehen?
Entwirf ein viertes Narrativ, das:
- ausgewogener und faktenbasierter ist
- verschiedene Perspektiven berücksichtigt
- emotional weniger manipulierend wirkt
- Orientierung bietet, ohne polarisierend zu sein
Formatiere die Antwort strukturiert (z. B. mit Überschriften für jedes Narrativ, Bullet Points in der Analyse, abschließend eine Synthese).
🤝 Wrap Up
Geschafft! Die Recherche zu diesem Thema hat mir gezeigt: man kann hier noch viel, viel tiefer eintauchen - wofür sich dann aber auch die o.g. Bücher bestens eignen. Ich hoffe, du hast zumindest ein paar erste gute Infos mitgenommen.
Klar, jede Form von Energieerzeugung und Konsum hat einen Preis. Die Frage ist nicht, ob wir einen Fußabdruck hinterlassen, sondern wie tief dieser ist und ob wir ihn im Laufe der Zeit verkleinern können.
Die Probleme z.B. von Lithium und Kobalt sind real und dürfen nicht schöngeredet werden. Aber anders als bei Öl und Gas, deren Geschäftsmodell auf der Verbrennung und Emission beruht, liegt bei den neuen Technologien das Potenzial eines Kreislaufs. Und darauf müssen wir unseren Fokus legen: auf die Entwicklung einer echten Kreislaufwirtschaft, die ihren Namen verdient.
Ich zähle da aktuell stark auf Europa. Fingers crossed.
Soweit. Dann bis zum nächsten Mal.
Und immer schön ruhig bleiben ✊

Wie dieser Text entsteht: Ich bin kein Experte im obigen Thema und will auch nicht schlau wirken. Aber ich bin eben neugierig und will komplexe Sachverhalte besser verstehen. Als Solo-Schreiber ohne Redaktion im Rücken helfen mir dabei moderne KI-Tools: beim Recherchieren, Strukturieren und Schreiben. Trotzdem steckt viel eigene Lebenszeit in jeder Ausgabe: Inhalte prüfen, Texte überarbeiten, Gedanken sortieren. Immer mit dem Ziel: ein verständlicher Überblick - fundiert, ehrlich, ohne Drama. Falls du einen Fehler findest oder Impulse zur Verbesserung hast, melde dich bitte gerne bei mir. Ich freue mich über jede Nachricht!